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Dienstag, 22. April 2008

Die neue Kommunikation und ich - Part II

Mein Twitter-Verhalten hat sich seit meiner letzten Überlegungen nicht sonderlich geändert. Zumindest ist mir nichts diesbezüglich aufgefallen. Das soll aber nicht heißen, dass ich mir nicht weiterhin Gedanken gemacht hätte.

Ein Blick auf meine bevorzugten Blogs hat mir gezeigt, wer noch so alles über Twitter nachdenkt. Auch, wenn die Ansätze eher aus der „und was bringt mir das“-Ecke kommen. Aber das ist ja nicht verwerflich. Sich selber Fragen zu stellen und dabei zu Antworten zu kommen ist immerhin ein grundlegender Aspekt der persönlichen Entwicklung, die sich in jeglicher Form von Kommunikation wiederfindet.

Allerdings hat sich die Art unserer Kommunikation in den letzten Jahren nachhaltig verändert, wenn nicht sogar gravierend und richtungsweisend. Da ich das alles aus meiner Sicht am besten erfassen kann, mache ich das jetzt auch einfach mal so, gebe mir in dieser Analyse die Hauptrolle und steige direkt im Jahr 1996 ein.

[an dieser Stelle gibt es den Hinweis auf die letzte Haltestelle um aus dem Text auszusteigen. Alles was jetzt kommt ist wohl ziemlich langweilig und dient einer narzisstisch nachdenklichen Selbstreflexion, die nur die ganz Hartgesottenen interessieren dürfte]

Deutschland war zum bislang letzten Mal Fußball-Europameister geworden, ich begann Borussia Dortmund nach der zweiten Meisterschaft in Folge endgültig nicht mehr mögen zu wollen und es kam der mittlerweile zweite Computer ins Haus. Der erste konnte eigentlich gar nichts, außer meine ersten kläglichen Paint-Versuche in Pixel umzusetzen und mich stundenlang mit einem lizenzfreien EA-Fußballspiel (es war grob pixelig, Deutschland gehörte zu den Topteams, man traf von zwei Positionen aus immer und man konnte vor dem Schiedsrichter weglaufen, wenn er eine gelbe oder rote Karte zücken wollte. Kennt das vielleicht jemand?) festzuhalten.

An Kommunikation mit so einer Kiste habe ich damals nicht gedacht. Ich war gerade einmal zehn Jahre alt. In dem Alter hat man sich noch live und in 3D mit seinen Freunden zum spielen getroffen oder ist raus an die frische Luft zum Fußballtraining gegangen.

Vier Jahre, zwei Computer und einen Internetanschluss später war ich tatsächlich endlich im WWW angelangt. Ich hatte in der Zwischenzeit etwas von E-Mail und Internet gehört und schon längst erste Erfahrungen mit Word, Excel und PowerPoint auf der hohen Kante. Da der webfähige Rechner jedoch Arbeitsutensil meiner Eltern war, gab es eine strikte Regel, die mittels Absicherung vom Arbeitgeber unumgänglich schien: keine Downloads!

Was für mich heute den gefühlten Herzstillstand bedeuten würde, war damals kein Problem. Ich hatte mir ein allererstes externes Postfach eingerichtet (damals hatte manager.de noch einen kostenlosen Mail-Service… hach, und wie das klang - [at]manager.de. Wer sich da nicht wichtig vorkam hatte keine Ahnung) und eBay für mich entdeckt. Besonders bei meiner langwierigen Suche nach Baseball-Trading Cards war mir das Auktionshaus mit seinem noch simplen Aufbau sehr hilfreich. Mehr brauchte ich nicht und somit war ich glücklich.

Nochmals zwei Jahre später durfte ich mich an meinem ersten Mobiltelefon erfreuen. Ein putziger Klotz mit den grundlegendsten Funktionen: Telefonieren und SMS schreiben. [zumindest in diesem Punkt hat sich mein Kommunikationsverhalten bis heute nicht verändert. Ich beschränke mich immer noch auf genau diese beiden Punkte]

Genutzt habe ich das Erbstück meines Bruders eigentlich so gut wie gar nicht, da ich immer noch alle meine Freunde tagtäglich in der Schule oder auf dem Fußballplatz sah und der Festnetzanschluss bei vielen eine höhere Erreichbarkeit versprach. Und ohne eigenes Einkommen überlegt man sich den Gebrauch bei einer EUR 15,00-Karte ganz genau...

Als technischer Spätstarter kamen mit der Zeit dennoch immer mehr Kontakte in meinem digitalen Adressbuch und Nummernspeicher zusammen, obwohl ich mir sehr genau überlegt habe, wer mich denn erreichen darf und wer nicht – beachtlich, wenn man bedenkt, dass es damals kein solches Bohei um Privatsphäre im Web gab.

Es muss so die Zeit um die neunte, zehnte Klasse gewesen sein, als alle auf einmal was von ICQ zu faseln begannen. Irgendwas mit Instant und total abgefahren und so. Wie E-Mail, nur schneller.
Für mich waren das böhmische Dörfer. Einen Nutzen konnte ich darin zumindest keinen erkennen. [Hallo Twitter-Diskussion] Warum sollte ich mit meinem besten Kumpel in Realtime schreiben, wenn ich gerade mal eine Straße hätte weitergehen müssen, um direkt mit ihm zu quatschen?
Aber Dank Download-Sperre war das sowieso kein Thema für mich. Auch wenn ich gestehen muss, dass mir die ständigen Fragen, ob ich denn "Ich-suche-dich" hätte irgendwann auf den Geist gingen. So toll und wichtig konnte das doch jetzt wirklich nicht sein. Oder etwa doch?

Nochmals zwei Jahre später, wir sind jetzt bereits im Jahre 2003/04 angelangt, gab es das zweite Mobiltelefon (noch ein Erbstück meines Bruders), einen intensiveren Umgang mit Mails und Konsorten und, der Himmel war gnädig, einen neuen Rechner. Diesmal einen privaten – ohne Beschränkungen. Downloads, ich komme!

ICQ war dann nach hundertfachem Fragen meiner Freunde eines der ersten Programme auf dem neuen Tor zur digitalen Welt. Nach einer kurzen Einfindungsphase war ich regelrecht geflasht…

Morgen geht´s weiter mit Instant Messaging, ersten Blog-Erfahrungen, Foren, Mails im Überfluss und vielem mehr.

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