In der Luft und auf Flughäfen fühlt er sich wohl, immer in Bewegung, immer mitten im Leben - und ja nicht zu Hause. Bewegung ist für ihn gleichbedeutend mit Leben.
Da trifft es sich schlecht, dass die junge, hochmotivierte Kollegin Natalie Keener (Anna Kendrick) ein System zur Mitarbeiterfreistellung per Videokonferenz entwickelt hat, das das Fliegen zum Kunden überflüssig machen würde. Zwei Dinge, die Bingham nicht durchgehen lassen kann: nicht mehr auf Firmenkosten fliegen zu können und Menschen in ihrem zerbrechlichsten Moment via Bildtelefonie abzusägen. Um beides zu verhindern, muss er Natalie in der Folge beibringen, wie sein Business funktioniert. Für die junge Collegeabsolventin, die noch keinen "Außentermin" absolviert, dafür aber sehr genaue (und im Vergleich zu Bingham komplett gegensätzliche) Pläne für ihr Leben hat, eine nervenzehrende Erfahrung.
Aufgelockert wird die Reise durch Alex Goran (Vera Farmiga), einer Flughafenlounge- und Bettbekanntschaft von Ryan, die ebenso wie er für den Executive Status der Fluglinien lebt und ihn schließlich auf die Hochzeit seiner Schwester begleitet, auf der Bingham klar wird, dass ein Leben nur für den Traum allein vielleicht doch nicht alles ist...
Bei meinem gestrigen Kinobesuch war es das erste Mal seit langer, langer, langer Zeit, dass das Publikum während des Films applaudiert hat - [Vorsicht, leichter Spoiler! Wer es wissen mag, der markiere einfach die nächsten Zeilen] nämlich als Natalie von ihrem Freund per SMS abgeschossen wird und Ryan den treffenden Vergleich zu einem Kündigungsgespräch via Flatscreen zieht. Es gibt Dinge, die sollte man immer persönlich regeln.
Ebenso war es das erste Mal seit langer Zeit, dass die Nebenfiguren - in diesem Fall von Anna Kendrick und Vera Farmiga verkörpert - nicht aussichtslos von Clooneys Charisma an die Wand genagelt werden, sondern perfekt mithalten und einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Ob es für einen Oscar als beste Nebendarstellerin reicht wage ich zu bezweifeln, gönnen würde ich es aber beiden Nominierten.
Dem Tempo und Witz im Angesicht der Thematik wenig zuträglich ist hingegen die Hochzeit der Schwester, um die harte Schale des ewigen Hais Bingham aufzuweichen, nur um am Schluss - hier muss ich aber sagen Reitman sei Dank - auf das Happy End zu verzichten, denn im Vergleich zu sonstigen Clooney-Filmen weiß man ob der Distanziertheit, die man dieses Mal zu Clooneys Figur beibehält, nicht wirklich, ob man sich darüber hätte freuen können.
Kurzum, was Regisseur Jason Reitman (u.a. "Thank you for smoking" und "Juno") mit "Up in the Air" geschaffen hat, ist ein kleines, modernes Märchen über Einzelgängertum, Kapitalismus, Wirtschaftskrise, Meschlichkeit in (Krisen-)Zeiten wie diesen und Selbstfindung. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber im Kern mit diesen Charakteristika.
Wer den Vergleich mit dem ewigen Hai verstehen möchte, dem sei der Trailer empfohlen:
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