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Donnerstag, 3. Juli 2008

Wissenschaftsjournalismus-Tag 2008 - Afterglow

Was bleibt nach dem gestrigen Tag des Wissenschaftsjournalismus noch zu sagen?
Aus organisatorischer Sicht lief alles wunderbar. Es gab jederzeit Ansprechpartner bei Fragen, die Räumlichkeiten wurden ideal genutzt und die WJs des zweiten Semesters haben sich prächtig geschlagen. Hut ab vor dieser Leistung!

Nun zu den Inhalten. Was vorher schon fast allen klar war, wurde während der beiden Panels noch einmal deutlich unterstrichen: die Möglichkeiten für eine verbesserte Außendarstellung des Themenfeldes Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaften im Blickfeld der Öffentlichkeit via Blogs und Podcasts sind durchaus gegeben, allerdings muss noch intensiver am richtigen Umgang mit den entsprechenden medialen Handwerkszeugen gearbeitet werden.
Des weiteren muss die Öffentlichkeit auch (endlich) mehr mit dem Begriffen "Blog" und "Podcast" konfrontiert werden, möchte man gehört werden. Ansonsten bleiben selbst höchstinteressante Themen auf ewig in der "Internettagebuch-Ecke" oder bei den "regelmäßigen Video-/ Audiobotschaften"stehen.

Ebenfalls reicht es aus journalistischer Sicht einfach nicht ein Thema nur zu verstehen, es muss für den Leser auch verständlich aufbereitet werden, ohne den eigentlichen Sinn und Inhalt aus den Augen zu verlieren.
Nicht umsonst waren sich Könneker und Fischer in diesem Punkt so einig wie selten während der Diskussion: "Wissenschaftsjournalismus bedeutet mehr als nur Übersetzen. Dessen sind sich viele Wissenschaftsjournalisten aber nicht bewusst."
Gerade bei anspruchsvolleren Themen ist dieses Umdenken zwingend erforderlich, allerdings darf man dabei wohl durchaus in manchen Bereichen eine gewisse "Grundintelligenz" und ein Interesse am Thema auf Rezipientenseite erwarten.

Eine der vielleicht treffendsten Problemanalysen war, dass nicht die bloggenden Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten trotz mancher Verfehlung im Elfenbeinturm sitzen, sondern der Wissenschaftsjournalismus an sich.
Die Art wie dieser sich in der Öffentlichkeit präsentiert ist immer noch mehr als ausbaufähig. Eine Tatsache, die sich in den nächsten Monaten und Jahren gravierend ändern muss, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

Ein erster Schritt könnte ein verbesserter Dialog zwischen den wissenschaftlichen Bloggern und ihren Lesern sowie Fragenden sein. Mit dem Mut zum Diskurs könnten sich andere Wahrnehmungsformen ergeben, die jedoch allesamt als ersten Schritt verlangen über den eigenen Schatten zu springen und zu fragen oder auch sich mit den Kommentaren auseinanderzusetzen.

Podcasts haben es ebenfalls immer noch sehr schwer, was ihre öffentliche Wahrnehmung angeht. Für viele nicht so Technik- und Webaffine ist die Grunddefinition bzw. Verwendung des Begriffs zu undeutlich und unklar, so dass man von vornherein nicht erfassen kann wofür ein Podcast eigentlich steht. Gerrit van Aaken und seine sechs Thesen zum Niedergang des Podcasts treffen den Nagel auch heute noch auf den Kopf.

Nichts desto Trotz können sie auch eine sehr ausdrucksstarke Möglichkeit sein, um, ich zitiere sinngemäß Arvid Leyh, "ein ganz großes Ausrufezeichen hinter sich und den eigenen Namen zu setzen". Man muss dieses Mittel nur richtig einsetzen. Nur leben kann man davon nicht, da sich Podcasts für gewöhnlich nicht eigenständig refinanzieren können. Dabei ist gerade das der große Reiz für "Nischenthemen", wie es wissenschaftliche Inhalte oftmals doch irgendwie sind.


Je mehr ich über die gestrige Veranstaltung nachdenke, umso mehr fällt mir wieder auf, wie allgemeingültig diese Rückschlüsse sind, wie schwer es neue Medien haben überhaupt erst von der breiten Masse richtig wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Blogs und Podcasts sind in Deutschland bei weitem noch nicht da angekommen, wo sie in den Vereinigten Staaten, Frankreich oder dem UK stehen.
Da macht es im Grunde keinen Unterschied mehr, ob wir von Wissenschaftsblogs oder sonstigem reden. Es liegt gerade bei der Verständnisarbeit noch vieles im Argen, aber das wird sich sicherlich noch ändern.

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