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Mittwoch, 3. März 2010

Sherlock Holmes

Sherlock Holmes, der legendäre Meisterdetektiv aus London, wohnhaft in der Baker Street 221B. Der Blick geschärft für jedes noch so winzige Detail, um so die kompliziertesten Fälle zu lösen...

Das ist in etwa alles, was Regisseur Guy Ritchie von der altbekannten Figur übernommen hat, um diese für die Seh- und Kinoverhältnisse des 21. Jahrhunderts fit zu machen. Holmes2.0 jagt zwar nach wie vor durch das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts, setzt seine Kombinationsgabe aber nicht nur für Rätsel, sondern auch gerne mal im zünftigen Faustkampf ein, um seine Gegner - natürlich - anhand von Details auseinanderzunehmen. Und das ist, wie ich sagen muss, sehr gelungen inszeniert.

Die Story: Holmes (Robert Downey Jr.) und sein Getreuer Watson (Jude Law) verhindern um Haaresbreite die rituelle Opferung einer jungen Frau durch Lord Blackwood (Mark Strong), dem man dunkle Kräfte nachsagt, und so soll der Strick Blackwoods Ende bedeuten. Da der Film an dieser Stelle allerdings nicht zu Ende sein kann - nicht nach zehn Minuten - kommt es, wie es kommen muss. Blackwood kehrt von den Toten zurück und versetzt die Stadt in Angst und Panik, so dass es an Holmes und Watson ist das Empire vor dem Untergang zu bewahren...

Wie gesagt, die Art und Weise, wie Guy Ritchie Sherlock Holmes inszeniert hat, berührt die originären Vorlagen für Kenner und Liebhaber der althergebrachten Darstellung nur am Rande. Ein sich prügelnder, dem Alkohol gänzlich nicht abgeneigter und der Körperhygiene nur leidlich zugetaner Holmes ist alles andere als das, was man gewohnt ist. An dieser Stelle kommt Robert Downey Jr. ins Spiel, der es gleich seiner Rolle als Tony Stark in "Iron Man" schafft genau diesen Kontrast zwischen Wahnsinn und Genialität mitsamt aller Zwischennuancen perfekt auszubalancieren. Dazu gesellt sich sein ebenso wortgewandter wie schlagfertiger Sidekick Jude Law, die sich als Holmes und Watson auf fast schon homoerotischer Ebene wie ein altes Pärchen streiten, da Watson auszuziehen und zu heiraten gedenkt, was Sherlock so gar nicht in den Kram passt - Höhepunkt des Ganzen sind beileibe die Kabbeleien während der Kutschfahrt zu Scotland Yard und des kurzfristigen Knastaufenthaltes der beiden.

Blieben Rachel McAdams als Irene Adler, die einzige Frau, die Holmes zwei Mal austricksen konnte und deshalb erst recht interessant für ihn ist, und Mark Strong als Lord Blackwood - die beide im Vergleich (wie zu erwarten) ziemlich blass bleiben. So stellt die Figur der Irene Adler im Grunde nur das Bindeglied zwischen Holmes und seinem Erzfeind Prof. Moriarty dar, der in diesem Film zwar nur kurz auftaucht, aber schon jetzt die sichere Fahrkarte für einen zweiten Teil ist (eine potentielle Rahmenhandlung wird auch bereits vage angedeutet).

Was bleibt noch zu sagen? Wie alle roman(figur)bezogenen Verfilmungen mit Schwerpunkt actionreicher Inszenierung (ich sage nur "Van Helsing" oder "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen") kränkelt auch "Sherlock Holmes" an - wie ich finde - zum Teil sehr hektischen Schnitten, um die Dramaturgie anzukurbeln und den Zuschauer vermeintlich zu fesseln, was wieder nur bedingt funktioniert, wenn man einem Kampf wie in der Gruft zu Beginn des Films nur schwerlich folgen kann.
Das gerenderte London, das von vielen als schludrig umgesetzt kritisiert wurde, konnte bei mir hingegen wieder punkten, auch wenn man über die Umsetzung der halb fertigen Tower Bridge in der Totalen streiten kann.

Fürderhin fiel mir die Auflösung der letzten halben Stunde ein bisschen zu kurz aus, da man die Handlung mit all ihren Feinheiten in ein doch allzu profan daherkommendes Paket gewickelt hat. Eine Minute weniger Prügel und dafür mehr Detektivsprech wären mir dann doch lieber gewesen.

Als kleines Schmankerl wurde aber meine Vorliebe für artgerechte bis hinreissende Einbindung von Typographie und Design bedient, angefangen in den ersten Sequenzen, die die Logos der Filmhäuser und Studios in das Kopfsteinpflaster der Londoner Gassen zeigen, bis hin zum wirklich famosen Abspann, der es wirklich wert ist, dass man sich diesen bis zum letzten digitalen Pinselstrich ansieht.


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