Wie verschwendet man knappe fünfeinhalb Stunden seines Lebens an einem sonnigen Tag so richtig effektiv? Am See faulenzen und dösen, im Web surfen, ein Referat für Donnerstag vorbereiten, Artikel schreiben… Alles tolle Ideen. Ich habe mich dafür entschieden auf eine Bettenlieferung zu warten die nicht kam.
Nun muss man dazu sagen, dass das neue Bett nicht meins werden soll, sondern ihres. Nett wie ich allerdings bin wartete ich natürlich mit ihr in der neuen, noch nicht komplett eingerichteten Wohnung.
Lieferanschrift korrekt – check.
Uhren alle richtig gestellt – check.
Platz in der Wohnung für die Liefermenschen – check.
Klingel funktionstüchtig – check.
Position auf dem Balkon zur Lieferwagensichtung bezogen – check.
Und so warteten wir auf unserem Ausguck und ließen uns von der Sommersonne verwöhnen. Gegen 16 Uhr wurden wir schon ein wenig ungeduldig, dachten uns aber „das klappt schon noch“.
Kurz vor fünf:
Sie: „Wollen wir mal im Geschäft anrufen und fragen wo er bleibt?“
Ich: „Wäre wohl besser.“
(ein Klingeln später)
Sie: „Hallo. Wir sollten für heute eine Bettenlieferung kriegen. Zwischen 15 und 17 Uhr sollte das sein. Bislang ist aber noch niemand aufgetaucht.“
Bettenmensch: „Oh, dann hat sich unser Fahrer wahrscheinlich nur ein wenig verspätet. Warten sie noch ein wenig, er wird bald da sein.“
Sie: „Wissen sie denn eventuell wo der Fahrer im Moment ist?“
Bettenmensch: „Es kann bestimmt nicht mehr lange dauern.“ …
Ab einem bestimmten Punkt wird man bei derlei Geschichten ja immer ein wenig misstrauisch. Reibungslose Lieferungen gibt es für gewöhnlich immer nur dann, wenn man sie gerade nicht dringend braucht… Uns schwante schon so etwas, aber wir blieben optimistisch.
Viertel vor sechs:
Ich: „Ob der heute wohl noch kommt?“
Sie: „Es wäre besser für ihn.“
[das mit der Waschmaschine hat übrigens reibungslos geklappt - war ja klar]
Ich: „Und? War was zu sehen?“
Sie: „Nein, aber ich ruf´ da jetzt noch einmal an.“
Kurz nach halb sieben:
Sie: „Duuuuhuu… Ich hab´ Hunger.“
Für mich ist das dann für gewöhnlich das Zeichen ihr den Wunsch von den Augen abzulesen und mich auf Nahrungssuche zu begeben. Schließlich ist der Kühlschrank in der Wohnung noch leer und von Wasser alleine kann man schlecht leben.
Ich: „Was möchtest du denn haben?“
Sie: „Das weißt du doch sowieso schon…“
Ich: „Ich kann´s mir denken. Die machen aber gleich zu. Versprechen kann ich nichts.“
Sie: „Du kriegst das schon hin.“
Zwanzig Minuten später stand ich dann mit ihrer Leibspeise vom türkischen Lebensretter des Vertrauens wieder auf der Matte.
Freudestrahlend machte sie sich über ihren vegetarischen Döner her, während ich wieder Posten auf unserem Hochsitz bezog. Ihr Mahl verdrängte wenigstens für ein paar Minuten die stetig wachsende Wut auf den Fahrer und ich dachte mir so im stillen Kämmerlein, dass es vielleicht gesünder für ihn wäre doch nicht mehr aufzukreuzen. Wie viele Jahre gibt es noch einmal für Mord im Affekt?
Kurz vor halb acht:
Das Warten hat ein Ende. Wir brechen ab und verlassen den Ort des Nicht-Geschehens wieder. Morgen wird es von ihr einen Anruf bei den Bettenmenschen geben, der die Gewitter der letzten Tage wie laue Lüftchen erscheinen lassen wird. Ich bin jetzt schon froh nicht am anderen Ende der Leitung sitzen zu müssen.
Und manchmal wünschte ich mir, ich könnte so schön schimpfen wie sie. Vielleicht lasse ich mich bei Gelegenheit mal unterrichten...
Mord im Affekt wäre dann doch kein Mord mehr, sondern Totschlag, oder? Wieso lernt man sowas eigentlich nicht in Medienrecht?*hmpf*
AntwortenLöschenGute Frage. Man sollte eventuell eine Vorlesung mit Fallbeispielvorträgen wegfallen lassen und dafür Grundprinzipien des Strafrechts durchkauen - oder eine Folge Matlock/ Perry Mason gucken. Wäre bestimmt interessant(er).
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