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Dienstag, 19. August 2008

Ich im Twitter-Interview für die FAZ

Meinereiner war noch nicht richtig im Urlaub, da erreichte mich meine erste offizielle Interviewanfrage. Eigentlich wollte ich ja nichts tun außer entspannen, aber nach einigem Überlegen habe ich doch zugesagt und mich "ausquetschen" lassen. So oft kommt sowas nämlich auch nicht vor.

Das Medium: die FAZ.
Der Interviewer: Stefan Herber, OJ-Student im Jahrgang über mir.
Das Thema: Twitter.


Wie bist Du zu Twitter gekommen?
Mehr oder weniger über mein Studium. Ein paar Kommilitonen aus dem unteren Semester haben mich so lange bequatscht wie toll Twitter sei, bis ich endlich nachgegeben habe. Gehört und gelesen hatte ich darüber vorher schon einiges in diversen Blogs, aber die eigentliche Dynamik dahinter erkannte ich erst, nachdem ich es dann ausprobiert habe und erste Leser hatte. Das war Anfang Februar diesen Jahres – und es macht mir immer noch enorm Spaß.

Obwohl ich zugeben muss, dass es mir am Anfang auch schwer fiel „einfach so“ Kurznachrichten zu schreiben, wenn man nicht genau weiß wohin sie eigentlich gehen. Diese Scheu verlor sich allerdings auch sehr schnell wieder.


Worüber und warum twitters Du? Es scheint als liegt Dein Schwerpunkt mehr auf Privatem als vielleicht auf Deinem Studium oder ähnliches.
Das stimmt, einen exakten Schwerpunkt habe bei der Themenwahl meiner Tweets nicht. Vom „Hilferuf“ bei tödlicher Langeweile über Diskussionen mit Kommilitonen und Professoren während und nach einer Vorlesung bis hin zum twittern von Entwicklungen im Web2.0 inklusive interessanter Links ist so ziemlich alles dabei. Natürlich gibt es bei mir auch weniger geistreiche Meldungen wie „es regnet gerade in Strömen“ oder dem Live-Twittern von Fußball-Spielen, aber das gehört, wie ich finde, auch dazu.

Und um die Frage nach dem Warum zu beantworten: Weil ich es kann! Das ist zwar nicht die tiefschürfendste Erklärung dafür, aber die Möglichkeit ohne große Umschweife ins Blaue kommunizieren zu können finde ich einfach faszinierend. Im Grunde ist es ähnlich wie bei meinem Weblog.


Wer sind Deine Leser? Sind das größtenteils Freunde oder gar Leute die Du nicht kennst?
Zurzeit ist das Verhältnis ziemlich ausgeglichen. Unter meinen „Followern“ sind einige Kommilitonen und Professoren aus meinem Studiengang, aber auch etliche mir mehr oder weniger bekannte Blogger und Journalisten, mit denen man sich gerne austauscht, die ich aber zum Großteil noch nie persönlich getroffen habe.


Würdest Du Dich als „twittersüchtig“ bezeichnen oder haben Dich Freunde schon als „twittersüchtig“ bezeichnet?
Wenn ich mir ansehe wie viele Tweets ich in knapp sechs Monaten fabriziert habe, dann könnte man durchaus auf die Idee kommen, ich würde nichts anderes tun. Ein paar meiner Kommilitonen sehen das auch tatsächlich so.

Aber im Grunde macht es für mich in der Beziehung keinen Unterschied, ob ich mich mit Bekannten ganz privat via ICQ unterhalte oder bewusst öffentlich via Twitter. Am Ende kommt es mir auf den Dialog an.


Was reizt Dich so am Twittern beziehungsweise was macht es für dich so besonders?
Ich denke es ist dieses Unspezifische, was Twitter für mich so interessant macht. Nehmen wir zum Beispiel meine „Themenfelder“, über die ich so schreibe. Da ist nichts Einzigartiges dabei, sondern alles quer durch.

Niemand wird gezwungen sich auf irgendwas festlegen zu müssen, sondern kann frei bestimmen worüber er twittern mag. Natürlich mischt sich für den Außenstehenden auch sehr viel Belangloses darunter, aber man schreibt im Prinzip für niemand bestimmtes, sondern vor allem für sich selber, ohne sich dabei allzu ernst nehmen zu müssen.


Was glaubst du, warum Privatleute twittern? „Ich bin mal kurz mit dem Hund draußen“ ist eine Nachricht, die womöglich kaum jemanden interessiert.
Ich denke, es geht Privatleuten vor allem diesen ungezwungenen Dialog als Ausgleich zum Berufsleben und Ähnlichem. Es muss ja niemand darauf antworten oder begrüßen, dass ich mal eben Gassi gehe oder meine Topfpflanze das Wochenende nicht überlebt hat. Wenn man seine Freunde, Bekannten oder eventuell auch Geschäftskollegen privat – so weit das bei Twitter möglich ist – über diesen Weg erreichen kann, dann ist der Nutzer im Grunde schon zufrieden. Ich denke, Privatleute erwarten auch gar nicht mehr. Man möchte sich einfach mitteilen und gucken ob eine Reaktion kommt. Wenn nicht, dann nicht. Wenn doch, dann hat man meistens einen Grund zum Schmunzeln oder Staunen… oder um einen neuen Tweet zu schreiben.


Wie siehst Du die Zukunft von Twitter? Nur ein Hype oder ein Dienst, der auch künftig Einzug in unseren Alltag erhält, wie Blogs oder gar YouTube?
Ich denke die größte Hürde hat Twitter in Deutschland noch vor sich: nämlich von der breiten Masse der Internetnutzer anerkannt zu werden. Es gibt im Moment nur zwei Gruppen, die sich ganz grob so zusammenfassen lassen: Die einen nutzen Twitter so gerne und oft wie möglich, weil sie die Vielseitigkeit und Nützlichkeit des Micro-Bloggings für sich und ihre Zwecke erkannt haben, während die andere, noch weitaus größere Gruppe absolut gar nichts mit diesem Dienst anfangen kann und einen weiten Bogen darum macht. Sie sehen einfach keinen Sinn darin andere wissen zu lassen, was sie gerade tun oder im Netz gefunden haben. Wenn man diese Hürde nehmen kann, dann hat Twitter eine gute Chance sich als Ergänzung zum täglichen Kommunikationsverkehr wie E-Mail, Messener-Dienst und auch Blogs zu etablieren.

Aber davon ausgehend, dass Twitter am Anfang ebenso belächelt wurde wie die genannten Beispiele, dann hat das Zwitschern in unserem Alltag noch eine sehr lange Lebenserwartung vor sich. Alleine die Tatsache, dass etliche Blogs durch Twitter „aufgeräumter“ sind als vorher, da viele Kurznachrichten lieber direkt getwittert werden anstatt sie in einem ebenso kurzen Blogbeitrag zu verarbeiten, ist für mich schon ein Segen.

Am Ende wird sich aber immer ein Grund finden, um auf die Schnelle ein paar kurze Statements loszuwerden. Und in genau diese Lücke sticht Twitter. Ein paar Optimierungen und Updates wird es sicherlich noch geben, ich denke vor allem an die Stabilität der Seite an sich, aber das muss ja nichts Schlechtes sein, um daraus endgültig einen steten Begleiter zu machen.


Zuletzt eine plumpe Frage: Warum sollten Leute Deinem Tweet folgen?
Puh, gute Frage. Das sollte jeder für sich selber entscheiden. Wer sich mit meinem Themenmix und Stil anfreunden kann, der ist sehr willkommen, wer es nicht mag, der muss nicht weiter lesen. Ich halte es da mit dem Grundprinzip von Twitter: jeder kann alles, keiner muss irgendwas.



Den kompletten FAZ-Artikel "Zwitscher dir einen" vom 12. August lest ihr hier.

2 Kommentare:

  1. Servus!
    Schön das Du das Interview gebloggt hast. Fands nämlich ziemlich schade, dass ich nicht mehr Raum für Zitate hatte.
    Gruß und einen schönen Resturlaub,
    Stefan

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  2. Danke und gern geschehen.
    Ist ja auch in meinem eigenen Interesse gewesen ;)

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