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Mittwoch, 5. November 2008

BPS - Im Zwiespalt

Der Baum brennt bei meinem BPS-Arbeitgeber, wie es die lokale Presse ausdrückt. Als Privatperson (sprich Fan) und momentaner Mitarbeiter auf Zeit stecke ich dabei in einem Zwiespalt - in vielerlei Hinsicht.

Es beginnt schon damit, dass ich mich frage, ob ich überhaupt weiterschreiben soll. Während des Vorbereitungsseminars auf unser Betriebspraktisches Semester (kurz BPS) wurde das Diskutieren bzw. Veröffentlichen von Interna als absolutes No-Go deklariert. Dafür muss man kein Genie sein.

Da mich die aktuell vorherrschende Problematik aber nicht nur beruflich, sondern auch menschlich und nicht zuletzt aus journalistischer/ PR-technischer Sicht beschäftigt, entschließe ich mich für´s Weitertippen.

Doch das war nur die erste Hürde. Bleibt doch die Frage, wie "schwammig" ich in meinen Formulierungen bleiben kann und soll. Die Presse hat das Thema schon im Ansatz aufgegriffen, ein Weblog hat konkrete Informationen zur Hand und spätestens morgen wird ganz (Basketball-)Deutschland Bescheid wissen. Ich müsste also nicht um den heißen Brei reden, bleibe aber bei meinem im letzten Beitrag angeschlagenen, namenlosen Stil.

Das Problem ist schon grob umrissen. Nun beginnt die Auseinandersetzung mit meinen Dilemmata.

Persönliche Sicht: ich habe volles Verständnis für ihr Verhalten und wünsche ihr alles Gute für ihr Unterfangen, ihre Zukunft, und kann über das Handeln der Organisation nur den Kopf schütteln. Mir scheint, als ob man mit Kanonen auf Spatzen schießen würde. Das Tischtuch dürfte aber dennoch zerschnitten sein. Ob noch weitere Details des Vorgefallenen bekannt werden, muss ich abwarten.

Berufliche Sicht: die Nachricht traf mich unerwartet, obwohl man meinen könnte ich säße an der Quelle. Falsch gedacht. Kritik an der Art und Weise, wie man die Situation händelt, sollte ich mir im Moment wohl noch lieber verkneifen, ehe ich ein gefestigtes Standing in der Hierarchie habe.
Für meine berufliche Zukunft muss ich mir an diesem Punkt überlegen, ob ich mich mit dieser Härte, die dieses Business in sich trägt, noch anfreunden kann und überhaupt will.

Journalistische Sicht: für die "Kollegen" von der schreibenden Zunft ist die Pressepolitik zu dem Thema mehr als bitter gewesen. Ein-Satz-Kommentare und Mauertaktik der Chefetage haben es schwer gemacht, aber aus Vereinssicht war es so "sinnvoll", stand das Spiel gestern Abend doch im Fokus. Heute kam man, über andere Quellen, zu den entsprechenden Informationen. Man wusste, wo man wen zu fragen hatte. Guter Job, die Herren.
Für die Öffentlichkeit ist die Story meines Erachtens nach auf jeden Fall von Relevanz, da man hier beim Thema Gleichberechtigung ansetzt, obwohl oder eventuell auch gerade deshalb, weil man trotz allem immer noch das Gefühl hat, es würde in manchen Bereichen mit zweierlei Maß gemessen. Gerade in diesem Geschäft.

PR-technische Sicht: die Situation ist ein PR-technischer SuperGAU. Wenn ihr nicht grobfahrlässiges Verhalten vorgeworfen werden kann und nicht genannt werden sollte, ist ihr (Ex-)Arbeitgeber wohl ab jetzt der größten Buhmann der Liga.
Man hat eine absolute Sympathieträgerin verloren, die alleine mit ihrer einmaligen Art einen unschätzbaren Öffentlichkeits-Wert für die Organisation hatte - von ihrer Arbeitskraft ganz zu Schweigen. Aber nicht nur das, es ist auch das Gesicht einer großflächig angelegten Publicity-Aktion für den multikulturellen Frankfurter Raum verloren gegangen. Wenn man bedenkt, wen man da gechasst hat, ihr familiäres Bild und ihre Wirkung innerhalb der Kampagne miteinbezieht, und sich auf das wie beschränkt, dann geht es kaum noch schlimmer aus PR-Sicht.
Und was kommt von Seiten der Organisation? Ein nicht einmal dreisätziges Statement, keinerlei Erwähnung auf der eigenen Website zum Sachverhalt, wieder nur Blocktaktik. Wenn morgen kein neues Statement kommt, hat man zu spät und (meiner Meinung nach völlig) falsch reagiert.



Bis zuletzt habe ich überlegt auf "Veröffentlichen" zu drücken, aber ich denke, es ist so am besten. "Interna" gab es keine, das erledigt morgen die Presse, und selbst wenn jeder für seinen BPS-Platz dankbar sein sollte, sollte man trotz allem nicht damit aufhören kritisch zu bleiben, zu hinterfragen und seine eigene Meinung zu vertreten.

2 Kommentare:

  1. Oha Daniel, da scheint ja etwas los zu sein bei dir. Ich weiß zwar nicht wirklich, um was es geht, aber ich bin mir sicher, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst! Und was du sagst ist richtig, egal worauf es sich bezieht: Nie ganz damit aufhören, kritisch zu sein, nie aufhören, selbst zu denken, bei aller Loyalität und bei allem Pflichtgefühl.
    Alles Gute und liebe Grüße aus Chicago! Ich hab übrigens immernoch nicht herausgefunden, warum mein Blog deine Kommentare nicht nimmt, sonst hatte noch niemand Probleme. BItte fühl dich deswegen nicht diskriminiert, mein blog ist in dieser Hinsicht ein Alleingänger, ich habe ihn nicht unter Kontrolle *G*

    Meike

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  2. Die Wogen haben sich bei uns mittlerweile ein wenig geglättet. Zum einen ist das dem souveränen Sieg vom Wochenende geschuldet, zum anderem dem beidseitig abgenickten Stillschweigen bis Anfang Dezember, wenn man sich vor Justizia wiedersieht.

    Das Geschäft ist einfach so unglaublich schnelllebig...

    Und das dein Blog meine Kommentare nicht annehmen mag ist so schlimm ja nicht. Meine Nachrichten sind ja auch so immer irgendwie angekommen. Hauptsache dein Blog schreibt seine Beiträge nicht von allein ^^

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