Das waren sie also, die viel diskutierten, von etlichen Ethikexperten als Skandal bezeichneten Körperwelten. Was soll ich sagen? Ich bin irgendwie enttäuscht und dann doch wieder nicht...
Die Organisation war ehrlich gesagt ziemlich mies. Ein zweistündiger Stromausfall zerschoss neben den Leitungen vor allem den Tagesablauf, was dazu führte, dass selbst eine Ticketreservierung fünf Stunden später noch 45 Minuten Wartezeit bedeutete, die dann mit überfüllten Räumlichkeiten ausgeglichen werden sollten. Wer am Ende des Rundgangs ins Buch für Besucherkommentar blickte, der hätte meinen können, er liest die Auslage des Beschwerdebuches der Dieburger Mensa - nur mit Kritik an der Orga, denn am Essen.
Die Plastinate waren sehr interessant, allerdings wirkte das alles nach dem dritten Körper mit aufgeklappter Schulterpartie und Blick auf eine Raucherlunge dann doch irgendwie auch wieder redundant. Zu sehen, welche Auswirkungen Rauchen, Cholesterin und Co. auf den menschlichen Organismus haben, fasziniert ungemein. Als medizinischer Laie fragt man sich aber dennoch, wo man bei weiteren Fragen noch detailiertere Informationen her kriegen könnte. Und sagt jetzt nicht "frag´ doch deinen Arzt oder Apotheker", die waren nämlich beide nicht mit dabei. Die Infoschildchen waren gelinde gesagt für den Arsch und gaben so gar nichts raus. Mein Biologiebuch der sechsten Klasse gab da tatsächlich mehr her...
Und so ist der Besucher sich selbst überlassen, um in einer Ausstellung der lehrenden Toten mit mehr und mehr Fragen denn Antworten von Schaukasten zu Schaukasten zu stolpern.
Wäre das ergänzende Element der Ausstellung in Form von Lehr- und Schautafeln da gewesen, es hätte alles wieder Sinn gemacht. So verließ man sich lieber auf esoterisch angehauchte Plakate mit Wandkalender-Zitaten von Lincoln, Khalil Gibran und Co., die jedweden Rest an medizinischem Interesse in alle Winde zerstreuten.
Es ist schade, aber der erneute Besuch der Heidelberger Altstadt im Anschluss war bei weitem besser als die Körperwelten, die es so viel besser hätten machen können.
Übrigens, den Einwurf, man vergesse während der Besichtigung der Ausstellung sehr schnell, dass man es immer noch mit echten Leichen (wenn auch plastiniert) zu tun hat, kann ich zu meiner eigenen Überraschung bestätigen. Man kann sich noch so sehr anstrengen und versuchen den Respekt vor den Personen, die ihre Körper zur Verfügung gestellt haben, aufrecht zu erhalten, es klappt kaum. Nach ein paar Minuten ist die Faszination über "Gefäßmodelle" und die tiefen Einblicke so enorm, dass man diesen Punkt einfach vergisst. Man kann sich einfach nicht wirklich vorstellen wie der nun fast schon unwirklich aussehende Körper vor einem als Mensch noch durch die Gegend lief. Und vielleicht ist das auch gut so...
Dienstag, 14. April 2009
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