Gut das ich eine Nacht zwischen meine saumäßig schlechte Laune und den gestrigen Tag gebracht habe, ansonsten würden hier wohl andere Zeilen stehen. Und alleine für die Tatsache, dass ich gestern noch meinte das Leben meine es gut mit mir, hätte ich wissen müssen das man so etwas nie beschreien sollte.
Der Trip nach Frankfurt in die Ballsporthalle mit unserer U18 zum Vereinscup und dem anschließenden Derby gegen Gießen war einfach nur katastrophal.
Aber das Drama in seiner grausamen und nervenzehrenden Chronologie:
12:30 Uhr: Treffpunkt am ausgemachten Ort mit den Jungs. Und natürlich stehen nicht wie geplant acht Cupteilnehmer + meine Wenigkeit da, sondern schlussendlich neun – wobei noch nicht alle da sind. Das heißt schon jetzt wieder für mich, dass ich mich bei meinem Kumpel von der Fanbetreuung und Organisation der Heimspiele zum Hampelmann machen muss, um das Extraticket mehr zu kriegen.
12:46 Uhr: Einer der Jungs ist immer noch nicht da. Die Uhr lesen zu können sollte man von einem 15-jährigen schon erwarten dürfen, oder?
12:57 Uhr: Endlich kommen wir aus Hersfeld weg.
Autobahn nach Frankfurt: Mit der stoischen Sturheit eines Esels bei der Weinernte in der Provence schafft es der Coach der Jungs den uralten Vereinsbus fast die komplette Strecke auf der linken Spur zu halten. Dass wir mit unseren durchschnittlichen 130 Sachen auf links den Unmut der hinter uns Lauernden auf uns gezogen haben hat uns nicht gestört. Aber ich muss sagen, ich habe noch nie so viele Überholmanöver auf rechts gegen mich/uns gesehen wie auf dieser Fahrt (die lustigen Gesten der gestressten Fahrer muss ich ja nicht näher beschreiben).
Und das das unser kleinstes Problem war kann man sich ja denken, wenn man einen Haufen pubertierenden Möchtegern-Gangster in den hinteren Sitzreihen hat. Selbst hartgesottene Southpark-Fans wären bei der Masse an farbigen Ausdrücken und „deine Mama“-Sprüchen in Tränen ausgebrochen – und ich meine keine Freudentränen. Kurzum: die Jungs haben sich auf einem Niveau bewegt, das ich sonst nur von den Intelligenzverweigerern aus Treysa gekannt habe.
Anmerkung des Schreibenden: wir haben wohl einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit der alten Schüssel aufgestellt. 184 km/h!
14.21 Uhr: Gott sei Dank, wir sind endlich an der Ballsporthalle angekommen.
14:30 Uhr: Einlass in die Halle. Und ich muss jetzt erst einmal das zehnte Ticket auftreiben, was dann auch klappt. In 30min beginnt das Turnier.
15:37 Uhr: Tip-Off für unsere Jungs.
Die Chaoten haben das zweite Spiel des Turniers und schlagen sich eigentlich ziemlich gut, bis sie es doch tatsächlich schaffen innerhalb von zehn durchlaufenden Minuten eine sichere Führung zu verzocken. 34sec vor Schluss führen wir noch mit einem Punkt. Auszeit von unserer Bank. Während der Coach die Anweisungen für die letzten Sekunden ausgibt, um den Finaleinzug zu sichern, sehe ich jetzt schon was kommen wird. Wir haben den Ball, kriegen nichts zu Stande und einer unserer vielen Wannabe-Lebrons versucht doch tatsächlich alleine gegen vier Gegenspieler zu ziehen, die allesamt einen Kopf größer sind als er. Natürlich wird er geblockt. Natürlich machen die Gegner die Punkte, gewinnen mit 33:31. Und selbstverständlich war´s das mit dem Finaleinzug.
Nach dem Spiel kacken sich die Jungs natürlich gepflegt an, lassen sich die berechtigte Kritik nicht gefallen und schon reduziert sich der Kader für das Spiel um Platz 3 auf nur noch sieben Spieler.
16:20 Uhr: Zweites Spiel für heute.
Mit dem Kampfeswillen eines Faultiers mit Druck auf der Blase kriegen die Jungs eine saftige Packung und dürfen sich freuen mit dieser Leistung überhaupt den vierten Platz von vier Teams belegen zu dürfen. Nach dem Spiel noch mehr Ankacken. Bin ich froh das das nicht mein Team ist. So überschätzte Egos hab ich schon lange nicht mehr gesehen... Ganz mies.
18:30 Uhr: Tip-Off Frankfurt vs. Gießen.
Der Gießener Fanblock macht mächtig Stimmung – die vier Kästen Bier die leer vor der Halle stehen dürften ihren Teil dazu beigetragen haben. Das Spiel ist nicht wirklich schön, die Wurfquoten sind auf beiden Seiten richtig grottig, aber irgendwie ist es doch ganz spannend anzusehen. Frankfurt kommt besser ins Spiel, führt zeitweise in Hälfte 1 mit 7 Punkten und geht doch nur mit einem 31:30 in die Pause. Die letzten beiden Viertel waren wie die ersten beiden: nicht schön, aber spannend. Frankfurt führt mal mit 11, mal mit 4, mal führt Gießen mit 2. 30sec vor dem Ende führt Gießen mit 58:59, Frankfurt spielt die Uhr runter und kriegt die Freiwürfe. 60:59 für die Skyliners. Und bei knappen drei Sekunden auf der Uhr schafft Gießen noch den Angriff und trifft den Buzzer-Beater zum 62:60-Sieg.
Noch ehe alle Gießener gerafft haben was sie da gerade geleistet haben, haben wir schon die Halle verlassen und machen uns auf dem Heimweg.
22:28 Uhr: Wir sind wieder in Hersfeld, die Rückfahrt war genauso bescheiden wie die Hinfahrt. Wäre ich daheim geblieben, hätte ich wohl mehr von dem Tag gehabt.
Skyliners-Coach Murat Didin hatte auf der PK nach dem Spiel eine Aussage in die Blöcke der Journalisten diktiert, die auch zu unserem ersten Turnierspiel gepasst hätte:
„Wenn X wie ein richtiger Point Guard gespielt hätte, als wir die 11-Punkte-Führung hatten, wäre das Spiel anders gelaufen. Aber X dachte anscheinend, er müsse es für die Zuschauer spannend machen. Wir müssen unseren Jungs bis zum nächsten Spiel wohl noch ein bisschen was über Basketball beibringen.“ – Recht hast du, Murat. Recht hast du.
Naja, nächsten Sonntag dann halt wieder in die BSH zum Spiel gegen Quakenbrück, vorher die Fuldaer Mädels beim Vereinscup überraschen und bestaunen und versuchen alles irgendwie besser hinzukriegen.